Joachim Breitner

Eine Geschichte über Heizungen in Großbritannien

Published 2013-12-01 in sections Deutsch, Cambridge.

Am Mittwoch nach der Arbeit kam ich nach hause und hörte so ein nerviges Piepen. Meine erste Vermutung war, dass einer der vielen Rauchmelder sich beschwert, dass seine Batterie leer geht. Das Piepen kam aus dem kleinen Zimmer, in dem ich die ersten zwei Nächte wohnte, und es war dann auch tatsächlich ein Melder, aber kein Rauchmelder, sondern ein der Kohlenmonoxidmelder, der unter dem Heizungs-Boiler liegt. Allerdings beschwerte der sich nicht über Kohlenmonoxid, sondern über das Wasser, das kräftig auf ihn drauf tropfte.

Ich hab ihn erstmal abgetrocknet und dann die Batterien rausgenommen, um meinen Ohren eine kleine Pause gönnen zu können. Kurz drauf stellte ich fest dass alle Steckdosen im Haus keinen Strom hatten (die Lichte allerdings gingen). Leider wusste ich nicht wo die Sicherungen sind, ging also erstmal einkaufen und wartete auf meinen Mitbewohner.

Der stellte dann fest, dass wenn man die Sicherung reinmachte, sie gleich wieder raussprang. Das ging so lange so bis wir den Boiler komplett vom Strom trennten – der hat sich wohl selbst einen Kurzschluss verpasst.

Mein Mitbewohner telefonierte dann mit dem Vermieter, der telefonierte dann mit British Gas und brachte die dazu, am gleichen Abend noch einen Techniker zu schicken (wozu er wohl etwas dick auftragen musste und behauptete, der Strom würde gar nicht mehr tun). Und entgegen allen Unkenrufen meiner Mitbewohner und der mittwöchlichen Brettspielrunde, dass man sich bei British Gas keine große Hoffnungen machen muss, kam dann auch ein Techniker. Der stellte dann größere Schäden am Boiler fest, für die erstmal Ersatzteile besorgt werden müssen – bis Freitag bleibt die Heizung kalt.

Ich hab mir zwar inzwischen die dickste Decke gekauft gehabt, die es im Sainsbury gab, aber die Nächte waren doch recht frostelig.

Am Freitag war ich dann von uns vier Mitbewohnern (der fünfte ist ja praktisch nicht existent) wohl der mit den flexibelsten Arbeitszeiten und dem gutmütigsten Chef, so dass ich vormittags zu hause blieb und um 10 Uhr einen freundlichen Menschen von Britisch Gas empfing und mit Tee versorgte, während der – laut über das alte Gerät schimpfend, das wohl schon längst ausgetauscht gehörte – den Boiler wieder instand setzte.

Passend dazu übrigens ein Artikel in der neusten Zeit über das Verhältnis der Briten zum Heizen, den ich nun voll bestätigen kann – dass ich hier doppelt verglaste Fenster hab muss man schon als Glück bezeichnen.

An der Stelle interessant: Trotz der unglaublich schlechten Isolation der britischen Häuser und deren Einstellung zur Heizeffizienz produzieren wir in Deutschland mehr CO₂ pro Nase. Was vermutlich daran liegt dass die Briten vor einer Weile weitgehend auf ihren industriellen Sektor verzichtet haben.

Comments

Erinnert mich an meine erste Bude in England.

Ich hatte in meiner Wand nicht nur den Boiler sondern auch die Wasserpumpe für die Dusche.



Denn, man muss wissen in vielen Teilen Englands ist in den Leitungen fast Wasserdruck. Deshalb haben Engländer oft Elektrisch gempumpte duschen. Power Shower.

Pro tip, bei der Wohnungssuche einmal Dusche anstellen. Man kann keineswegs eine funktionierende Dusche als gegeben ansehen.



Und Boiler in England sind laut. Denn die sind drucklos und haben Luft drinnen.



Wenn es um Wasser geht, ist England echt sehr anders.



Pro tip nummer zwei. In England kennen die keine Perlatoren. Kosten in .de nur ein paar Euro. Lohnt sich mit zu bringen. Dann spritzt der Wasserhahn nicht mehr so.
#1 Tilman Baumann am 2013-12-02

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