Joachim Breitner

Zwei mal durch Ghana

Published 2007-01-15 in sections Reisen, Ghana, Deutsch.

Es war recht ruhig auf diesem Blog, die letzten drei Wochen, was vor allem daran lag, dass ich erst meiner Freundin, dann meinen Eltern, Ghana gezeigt habe. Für einen ausführlichen Bericht ist das natürlich zu viel, aber ich versuche mal grob die Stationen und die wichtigsten Details zu sammeln.

Am Abend vor Heilig Abend durfte ich Susanne am Flughafen in Accra abholen und habe sie erst einmal bei mir beherbergt. Der erste Tag – Heilig Abend – war akklimatisieren, für ihr Weihnachtsgeschenk bei einer ghanesischen Schneiderin Maßnehmen lassen und Abends Weihnachten mit den Kindern des SOS-Kinderdorfs feiern. Am ersten Weihnachtsfeiertag zeigte ich ihr (ein wenig) Accra, inklusive geschlossene Mussen und eine Comedy-Show im National Theatre von „K.S.M.“, dessen Witze wir entweder aus sprachlich-akkustischen oder kulturell-gesellschaftlichen Gründen nicht verstanden. Aber Dank eines guten Vorprogramms mit Tanz und Musik war es trozdem den Besuch wert.

Als nächstes Stand Cape Coast auf dem „Program“ (nicht das ich was geplant hätte), und damit, nach der Fahrt nach Accra, die erste längere Trotro-Fahrt für Susanne. Wurde aber lässig weggesteckt und so quartierten wir uns am Oasis Beach Resort ein, mit eigener kleiner Hütte direkt am Strand. Von dort aus erkundeten wir die Sklavenburg, die mich auch beim zweiten mal wieder faszinierte, und wagten uns auf die Hängebrücken des Kankum-Nationalparks.

Nach längerem Hin und Her haben wir uns dann spontan entschlossen, an den Lake Bosumtwi bei Kumasi zu gehen. Die Fahrt war lang und voller Schlaglöcher, aber der See hat es wieder gut gemacht: Wunderbar gelegen in einem angeblichen Meteoritenkrater, dicht bewachsen von Urwald, Bambus und Bananen, und aufgrund seiner isolierten Lage ohne Zu- oder Abfluss frei von den Würmern, die einen sonst bei stehenden Gewässern in Ghana drohen. Das Lake Point Guest House, betrieben von einer Österreicherin und ihrem ghanesischem Mann, war idyllisch, fast Bilderbuchartig, angelegt, und so blieben wir zwei Näche, zwischen denen wir am Strand lagen und einem ausgetrocknetem Bachlauf folgend die Gegend erkundeten.

Dann mussten wir allerdings auch schon wieder zurück, denn am Sonntag wollten wir auf der „Dodi Princess“ eine Rundfahrt auf dem Voltasee machen. Da hätten wir aber lieber am Bosumtwi bleiben können: Auf dem Schiff war es relativ langweilig und auf dem kurzen Landgang auf der „Dodi Island“ wurde man nur von Kindern genervt, die um Stifte und Geld bettelten. Von mir bekam einer einen Papierflieger geschenkt, das beschäftigte ihn eine Weile, aber kam wieder das „Give me a pen!“. Das war an Sylvester, das wir abends wieder im Kinderdorf verbrachten, wo um Mitternacht ein großes Feuer entzündet wurde.

Auch den nächsten Ausflug machten wir von Tema aus. Eigentlich hätte Susanne ja gern die Wli-Wasserfälle gesehen, aber da das zu weit war, haben wir es auf gut Glück mit den Boti-Fällen probiert. Ein Glückstreffer! Zwar kam wegen der Trockenzeit nur relativ wenig Wasser, aber die Wanderung dort zu einem großen, frei balancierenden Felsen war zwar anstrengend, aber lohnenswert, und das Becken des Wasserfalls liegt wunderbar eingebettet in schönster Regenwaldvegetation. Davon war auch der Taxifahrer begeistert, den wir für den Tag angeheuert haben: Da er selbst noch nie dort war, hat er doch gleich die ganzen Spaziergänge mitgemacht.

Unsere letzten beiden gemeinsamen Tage verbrachten wir Ada Foah, oder besser auf dem Weg dorthin und zurück. An sich eine richtige Klischee-Tropen-Anlage, mit der Anfahrt auf einem kleinen Kanu, dem Bett direkt auf dem Sand und drum rum vier Wände und ein Dach aus Palmwedeln und Bambus und sonst nichts, verdarb uns leider der Harmattan mit seinem Saharastaub mit der Sicht auch die Strand-Athmosphäre. Abends holten wir dann meine Eltern vom Flughafen ab – auch die lassen sich nicht mich als Ausrede, mal nach Ghana zu kommen, entgehen.

Damit änderte sich die Reiseweise, und statt Trotros und günstigen Bleiben haben wir jetzt einen Geländewagen mit Fahrer und komfortable Hotels. Da Susanne am folgenden Tag erst abends abflog konnten wir gemeinsam nach Aburi fahren, wo wir den Botanischen Garten und den Holzschnitzermarkt besuchten, bevor sie dann am Flughafen auf die Reise in die Kälte entlassen wurde.

Die nächsten Stationen waren eine Stadttour durch Accra mit Nkrumah-Memorial, Museum und Maßnehmen, diesmal an meiner Mutter, die Shai Hills mit den Pavianen und einer Hügelbesteigung und eine Fahrt mir der Dodi-Princess, die wieder nicht viel anders war, nur dass ich diesmal den Kindern aus „Zeit“-Seiten gebastelte Hüte gab. Inzwischen hatte der Harmattan jegliche Hoffnung auf weite, klarse Sicht zunichte gemacht, sehr zur Enttäuschung meiner filmenden und photographierenden Eltern.

Weiter ging es zu den Wli-Wasserfällen, die ich ja schon im Oktober besucht hatte, und in einer Gewaltfahrt über Piste nach Tamale. Von dort dann zum Mole-Nationalpark wo ich diesmal, Trockenzeit sei Dank, Elefanten beobachten konnte. Im einem Moment habe ich ein Duzend der grauen Riesen gezählt, wie sie in und um zwei Wasserlöcher standen, am Fuße des Hügels, auf dem geschickterweise das Hotel gebaut wurde. Dazu ein paar Affen, so viele Antilopen dass sie einem bald egal waren, Warzenschweine, aber auch einen Adler und Krokodile.

In Kumasi, unserer nächsten Bleibe, hätten wir fast unseren Präsidenten Horst Köhler getroffen, denn der im Rahmen seiner viertägigen Ghanareise an just jenem Tag ebenso dort. In der Tat wurde gerade die Bühne mit der Deutschland-Flagge abgebaut, als wir am Ashanti Palace Museum ankamen und der Bus in dem er angeblich fuhr kam uns auf der Straße entgegen. Dass auch der Präsident, gemeinsam mit der Gesandtschaft, in einem normalen Bus reist hat auf den Tourguide im Museum jedenfalls guten Eindruck gemacht. In dem kleinen Museum, das früher als Palast diente, konnte man dann die orginalen Tische, Stühle, Pfeifen und sonstigen Habseligkeiten der Ashanti-Könige begutachten, aber auch das Messer mit dafür gesort wurde, dass ein verstorbenen König auf dem Weg ins Jenseits begleitung hat, in einem Fall 400 Krieger und 400 Jungfrauen. (Ob diese wohl für den König oder für die Krieger gedacht waren?)

Dann ging es noch in das Dorf, in dem der ghanaische gewobene Stoff „Kente“ zu hause ist, sowie in ein Dorf mit heiligen Affen, die einem die Erdnüsse aus der Hand essen, bevor wir wie in Elmina an die Küste kamen. Eigentlich wollte ich schon am nächstem Tag, also gestern, nach Tema zurückfahren, aber da die Grippe, die zuvor meine Mutter hatte, auch mich erwischte, verbrachte ich den Tag teedrinkend und lesend im Hotel, während meine Eltern sich die Burg von Cape Coast anschauten. Heute war ich dann wieder fitt genug, um per STC Intercity Bus und Trotro die Heimreise anzutreten. Hier habe ich jetzt wieder Internet, aber leider gerade kein Wasser...

Meine Eltern fahren morgen nach Ada Foah, um noch ein paar ruhige Tage am Strand zu verbringen, während ich die Zeit nuten werde noch ein wenig in Accra zu schaffen. Am Samstag treffen wir uns dann in Tema zu einem Abschieds-Mittagessen und dann fliegen wir im gleichen Flieger über nacht nach Deutschland, in den Schnee. (Ja, ich weiß, es hat grad keinen, aber wenn ich heimkomm erwarte ich welchen, also strengt euch an!)



Es ist schon spät, und so werde ich mir die Bebilderung dieses Eintrags sparen. Vielleicht komme da ein andermal noch dazu, bis dahin verweise ich wie üblich auf meine Bilderseite.

Comments

Ich fands übrigens gut, dass wir trotro gefahren sind und nicht in "europäischen" Hotels übernachtet haben!

Schließlich hat man die Schlaglöcher in dem Geländewagen genauso gespürt und bis auf die letzte waren unsere Unterkünfte ja auch komfortabel und viel schöner! Außerdem konnte man ausm trotro raus, besser Essen kaufen. =)

Auf jeden Fall war es eine beeindruckende, schöne, (nicht-weihnachtliche) Reise in ein extrem heißes Land, wo ich von Joachim sehr nett aufgenommen wurde!! Wofür ich mich an dieser Stelle nochmal bedanken möchte!

Beeindruckend war vorallem die Natur, die Menschen und das Strassenleben, alles Dinge, die mir nach 2 Wochen schon nicht mehr so aufgefallen sind, im Gegensatz zu Jos Eltern, die an meinem Abflugtag ihren ersten Tag in Ghana verbracht haben und dementsprechend noch alles sehr beeindruckend fanden.
#1 Susanne am 2007-01-16
Hi,

ich weiß, der Eintrag ist schon recht alt, aber meine Freundin fährt nach Ghana und ich suche gerade nach Möglichkeiten, kostengünstig mit ihr zu telefonieren.

Das einfachste wäre ja, mittels Skype. Eine portable Version gibts davon ja, diese läuft aber nur ab Windows XP aufwärts.

Daher hab ich 3 Fragen und hoffe von dir eine Antwort bekommen zu können:

1. Welche Versionen von Windows werden in Accra in den Internetcafes benutzt

2. Ist die Internetgeschwindigkeit ausreichend in Ghana, um Skype zu nutzen?

3. Taugt die Linuxversion von Skype (benutze Ubuntu), oder muss ich mir nen Windowsrechner organisieren?



Vielen Danke und beste Grüße!
#2 Martin (Homepage) am 2009-09-20
Hallo Martin,



ich kann dir da leider nicht groß weiterhelfen. Ich hatte damals Internet über die Schule und einen Satelitten-Link, und mit meiner damaligen Freundin eigentlich nur per ICQ gechattet. Und in den drei Jahren hat sich da sicher einiges getan. Ich denke in Accra sollten die Internetcafes alle Skype-fähig sein.



Auch selber nie probiert, weil keine freie Software und kein echter Bedarf, aber ja: Skype tut unter Linux wohl.
#3 Joachim Breitner (Homepage) am 2009-09-20
Ok, ich danke dir für deine Informationen.



Gruß

Martin
#4 Martin (Homepage) am 2009-09-21

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